Die Jahre 1991-2001
Die Entwicklung einer Schule manifestiert sich nach außen durch bauliche Veränderungen, nach innen durch die Weiterentwicklung ihrer Strukturen.
Die Deutsche Schule zu Porto ist eine Begegnungsschule, deren Ziel es ist, ihre Schüler zugleich zum portugiesischen und deutschen Sekundarabschluss zu führen und dadurch sowohl für Deutschland als auch für Portugal den Universitätszugang sicherzustellen.
Portugiesische Kinder werden nur dann in die Grundschule aufgenommen, wenn sie zuvor den zweijährigen Kindergarten durchlaufen haben. Etwa ein Drittel der Schüler sind deutsche Muttersprachler, die portugiesischen Kinder erhalten bereits im Kindergarten Unterricht in Deutsch als Fremdsprache. Die Differenzierung in die Bereiche Deutsch als Muttersprache (DaM) und Deutsch als Fremdsprache (DaF) besteht nur bis zur 8. Klasse. Danach erfolgt die Integration, wobei durch binnendifferenzierende Maßnahmen den Bedürfnissen der portugiesischen Schüler Rechnung getragen wird. In der Sekundarstufe II (Klassen 10 – 12) findet neben der Vorbereitung auf das Abitur zusätzlicher Unterricht in portugiesischer Sprache statt, durch den die portugiesischen Schüler auch auf die portugiesische Hochschulzugangsprüfung vorbereitet werden.
Schulträger ist der „Deutsche Schulverein zu Porto“. Der Schulverein wird zwischen den jährlichen Hauptversammlungen durch den ehrenamtlich tätigen Vorstand geleitet. In regelmäßigen Sitzungen lässt sich der Schulvorstand, in dem auch der Vertreter des deutschen Konsulats in Porto und der Schulleiter
Sitz, aber keine Stimme haben, über die Entwicklung der Schule informieren und trifft alle anstehenden verwaltungsmäßigen und die Auβenvertretung der Schule betreffenden Entscheidungen. Die Mitglieder des Vorstands nehmen zudem aktiv am schulischen Leben teil (Gesamtkonferenzen, Veranstaltungen und Feste der Schule, Konzerte, Theateraufführungen u.a,). So lädt der Vorstand des Schulvereins jährlich alle Lehrkräfte mit ihren Partnern zu einem Abendessen in der Schule ein, diese Treffen sind für die innerschulische Atmosphäre von besonderer Bedeutung.
Die portugiesischen Schulbehörden stehen der Deutschen Schule zu Porto sehr positiv gegenüber. Die Grundschule ist als portugiesische Grundschule voll anerkannt. Daher können Schüler jederzeit ohne Übergangskomplikationen auf eine portugiesische Schule wechseln. Eine entsprechende Rechtssicherheit besteht auch für die Oberstufe bis zur 12. Klasse. Regelmäßige Kontakte der Schule mit den Verantwortlichen aus dem Ministerium für das Sekundarschulwesen in Portugal stellen sicher, dass sowohl die Jahresabschlussnoten als auch die für den portugiesischen Hochschulzugang notwendigen Durchschnittsnoten der portugiesischen Oberstufe (Klasse 10- 12) akzeptiert werden.
Der Kindergarten wurde 1996 um eine Nachmittagsgruppe erweitert, aber trotz der größeren Kapazität mussten etwa 40% der Bewerber abgewiesen werden. Die Grundschule wurde mit einer 3. Klasse ausgebaut. Für den Übergang der Grundschulkinder in die zweizügige Oberschule wurden in Zusammenarbeit von Grundschul- und Gymnasiallehrern und in Verabredung mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen des BVA in Köln ein Kriterienraster und Richtlinien für die Vergleichbarkeit der Schülerbeurteilungen erarbeitet, ein Beratungssystem ab Klasse 3 sollte den Eltern die abschließende Eignungsfeststellung für ihre Kinder als Prozess nachvollziehbar machen. Im Rahmen der Strukturveränderung arbeitete die Schulleitung intensiv mit der Eltern- und Schülervertretung zusammen. Dabei wurde der Elternschaft die Zielsetzung im unterrichtlichen und pädagogischen Bereich verdeutlicht. Regelmäßige Kontakte mit allen Gremien der Schule begleiteten die Veränderung, entstehende Probleme sollten einvernehmlich gelöst werden.
Mit dem Verbleib von mindestens 75% der Grundschüler auch in der 5. Klassenstufe wird sichergestellt, dass einerseits eine gewisse gymnasiale Auswahl beim Übergang in die Oberschule vorgenommen wird, andererseits aber auch durch die geringe Abgangsquote keine gymnasialgeeigneten Schüler die Deutsche Schule verlassen müssen. Durch das Auswahlverfahren wird auch eine maximale Gleichbehandlung aller Schüler sichergestellt.
Im Schuljahr 1996/97 fand die Reifeprüfung an der Deutschen Schule zum ersten Mal nach einer neuen Reifeprüfungsordnung statt, die für alle Schüler mündliche Prüfungen in einem 4. Prüfungsfach vorsah.
Das Schulgeld belief sich Mitte der 90er Jahre auf 200.000$00 / 1.918,00 DM für den Kindergarten, 261.500$00 / 2.508,00 DM für die Grundschule und 289.000$00 / 2.772,00 DM für das Gymnasium.
Extracurriculare Aktivitäten, von den vermittelten Lehrkräften angeboten, wurden trotz der starken Stundenbelastung von vielen Schülern besucht. So gehören verschiedene Sport-AGs, die Grundschul-, Mittelstufen- und Oberstufenchöre, eine Politik-AG, eine Astronomie-AG, eine Informatik-AG und die Theater-AG mit ihren regelmäßigen Theateraufführungen – auch an anderen Deutschen Schulen auf der Iberischen Halbinsel – seit langem zum festen Bestandteil des Schullebens. Sportgruppen nehmen an den jährlichen Schulvergleichswettkampf der Deutschen Schulen in Madrid, Marbella (Spanien), Lissabon und Porto teil , Fußballgruppen beteiligen sich an Turnieren mit der British School of Oporto und der Internationalen Schule. Eine Schülerzeitung wird in einer Arbeitsgemeinschaft redaktionell erarbeitet und mehrmals im Jahr herausgegeben. Neben den schuleigenen Veranstaltungen konnten auch andere kulturelle Veranstaltungen mit Künstlern in der Deutschen Schule organisiert werden. Dichterlesungen in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, Konzerte mit den Bundespreisträgern von „Jugend musiziert“, Orchesterkonzerte oder ein Kabarettabend sind alle feste Bestandteile des schulischen Lebens nicht mehr wegzudenken. Die Deutsche Schule zu Porto gibt jährlich ein Jahrbuch und einen Schulkalender heraus.
Die schulinterne und regionale Fortbildung der Lehrkräfte in Zusammenarbeit mit dem regionalen Fortbildungszentrum an der deutschen Schule Madrid wird seit langem sehr intensiv betrieben. Mehrmals war die Deutsche Schule zu Porto auch Veranstaltungsort für die Ausbildung neuer in den Auslandsschuldienst vermittelter Lehrkräfte aus Deutschland.
Über 35 Jahre nach Fertigstellung der Gebäude der Deutschen Schule zu Porto in der Rua Guerra Junqueiro, 162, standen Pflege, Erhaltung und Sanierung des Baukörpers im Mittelpunkt der Aufgaben von Schulvereinsvorstand und Schulleitung. Im Schuljahr 1997/98 wurde die baufällige Heizungsanlage der Schule mit der Errichtung Gasheizzentrale und einer modernen Umwälzanlage saniert. Für Reparaturen am Baukörper und Baumaßnahemen wendete der Schulverein Mitte der 90er Jahre 39.030.358$00 / 374.470,00 DM auf.
Während der Sommerferien 1995 wurden naturwissenschaftliche Fachräume neu gebaut und eingerichtet, deren Finanzierung zu 70% durch Eigenmittel des Schulvereins und zu 30% durch die Bundesrepublik Deutschland gewährleistet wurde. Die Zentralstelle für das Schulwesen unterstützte die Lehrmittelausstattung der Fachräume finanziell. Das Astronomie-Observatorium im Kuppelbau über dem Hauptgebäude der Deutschen Schule wurde mit Wiederherstellung des Teleskops und der Beleuchtungsanlage durch großzügige materielle Unterstützung tatkräftiger Persönlichkeiten und Firmen wieder in Betrieb genommen. Für den Empfang deutscher TV-Sender zur Aufzeichnung von Schulfernsehsendungen oder Theaterinszenierungen wurde eine Satellitenantenne installiert.
Umbaumaßnahmen innerhalb der bestehenden Gebäude für alle Schulabteilungen schufen eine Raumkapazität, die der neuen Struktur (4 Kindergartengruppen mit Sportraum, Grundschule und zweizügiges Gymnasium) entspricht. Damit ist aber die Bebaubarkeit des Grundstücks ausgeschöpft. Als bisher letzte Baumaßnahmen wurden während der Sommerferien 1999 der Kindergarten räumlich erweitert und ein eigener Oberstufenanbau mit vier Klassenzimmern eingerichtet, während der Osterferien 2000 wurde die Bühne im Festsaal vergrößert und durch eine Veränderung der Dachkonstruktion zu einer vollwertigen Theaterbühne mit Licht- und Toneffekten ausgebaut. Seit Jahresbeginn 2001 hat die Oberstufe einen eigenen Arbeitsraum.
Das Schuljahr erhält durch zahlreiche regelmäßig stattfindende Feiern und Veranstaltungen seinen äußeren Rahmen. Eine Einschulungsfeier eröffnet das Schuljahr im September, eine Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit zeigt im Oktober die besondere Verbundenheit der Schule mit der Bundesrepublik Deutschland, in der Vorweihnachtszeit erleben die Kinder des Kindergartens und der Grundschule das Martinsfest und die Nikolausfeier, bevor die traditionelle Weihnachtsfeier der ganzen Schule mit einem Krippenspiel das Kalenderjahr beschließt. Im Januar veranstalten die Schüler der 11. Klassen einen glanzvollen Galaabend , auf der Karnevalsfeier zeigen die Narren ihre phantasievollen Kostüme, im April präsentiert sich der Kindergarten am Tag der Offenen Tür, im Frühjahr begegnen sich Schüler aus vier Deutschen Schulen auf der Iberischen Halbinsel zu jährlichen Sportwettkämpfe, und oft können sich auch Schuler der Deutschen Schule zu Porto für die Teilnahme am Wettbewerb „Jugend musiziert“ im April qualifizieren. Ein Sommerfest für Schüler und Eltern beschließt das Schuljahr.
Freunde und Förderer der Schule veranstalten regelmäßig einen Weihnachts- und Osterbasar und organisieren in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Ausstellungen Vorträge und Lesungen.
Ein Höhepunkt in der äußeren Darstellung der Arbeit der Deutschen Schule zu Porto war die Aufführung des zweisprachigen Singspiels „Der Regenbogenfisch“ während der Weltausstellung EXPO 98. 500 Mitglieder der Schulfamilie unternahmen aus diesem Anlass einen gemeinsamen Ausflug nach Lissabon. Seit dem Schuljahr 1999/2000 nimmt die Deutsche Schule zu Porto an einem Entwicklungshilfeprojekt teil, in dem Schulen in Südamerika und Europa ebenso wie namhafte Firmen zusammenarbeiten. Projektziel ist die Ausstattung einer Indianerschule in Ceará / Brasilien mit Solarenergie. Im September 2000 reisten zwei Schüler und ein Lehrer für 14 Tage zur konkreten Projekthilfe nach Brasilien.
Es gibt keine pädagogische Arbeit, die nicht verbessert werden könnte, aber nur die weitere konstruktive und von gegenseitigem Respekt bestimmte Zusammenarbeit zwischen Schülern, Eltern, Lehrern, Schulleitung und Schulverein kann am ehesten zu einer erfolgreichen Weiterentwicklung der bisherigen Arbeit und der Erfolge der Deutschen Schule zu Porto in der Zukunft beitragen.
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